… Sieben auf einen Streich … - Metallgefäße aus dem Mühlenteich der Stadt Gützkow, Lkr. Vorpommern-Greifswald

Fund des Monats März 2014

Gützkow. Das sieben Metallgefäße umfassende Depot unmittelbar nach seiner EntdeckungDetails anzeigen
Gützkow. Das sieben Metallgefäße umfassende Depot unmittelbar nach seiner Entdeckung

Abb. 1: Gützkow. Das sieben Metallgefäße umfassende Depot unmittelbar nach seiner Entdeckung

Abb. 1: Gützkow. Das sieben Metallgefäße umfassende Depot unmittelbar nach seiner Entdeckung

Im Rahmen der Umsetzung der europäischen Rahmenrichtlinien für Gewässer werden auch in Mecklenburg-Vorpommern Flüsse und Bäche in einen naturnahen Zustand rückgebaut. Dass eine archäologische Begleitung solcher Arbeiten Sinn macht, zeigten schon mehrere Vorhaben dieser Art. Denn Fließgewässer und Seen oder Teiche bieten besondere Erhaltungsbedingungen und hatten innerhalb von Kulturlandschaften auch eine eigene Bedeutung.

Bei der Sanierung des Swinow-Baches, der in einem Bogen die vorpommersche Stadt Gützkow (Lkr. Vorpommern-Greifswald) umfließt, bargen und dokumentierten Mitarbeiter des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern im Jahre 2013 besondere Funde und Befunde. Beim Abtrag von Sedimenten im Bereich des ehemaligen Mühlenstauteichs mit Hilfe eines Baggers kam eine Ansammlung von Metallgefäßen zutage.

Eng beieinander standen auf dem ehemaligen Seegrund, der sich durch eine Schicht aus Teichmuscheln abzeichnete, zwei Kupferkessel von etwa 60 Liter Inhalt, drei Messingtöpfe mit dreieckiger Aufhängeöse und zwei Dreibeingrapen aus Zinnbronze (Abb. 1). An den meisten Gefäßen befand sich an der Außenwandung eine dicke Rußschicht, was ihre Verwendung als Kochgefäße nachvollziehbar macht (Abb. 2). Nur einer der Kupferkessel war blank und offenbar unbenutzt; er hatte im Gegensatz zu den anderen Exemplaren auch keinen Griffbügel und scheint in seinem Herkunftshaushalt als Reserve gestanden zu haben. Anordnung und Zusammensetzung des Sets deutet auf eine gleichzeitige Deponierung aller Gefäße im damaligen Flachwasser hin. Die Zahl der Gefäße und ihre Kompatibilität machen die Herkunft aus einem wohlhabenden Haushalt der Umgebung mehr als wahrscheinlich.

Ein weiterer großer Grapen aus Zinnbronze wurde in etwa 80 m Entfernung, ebenfalls auf dem alten Teichgrund stehend entdeckt (Abb. 3). Er trägt auf der Außenseite die gleiche Gießermarke (Zickzackleiste in Form eines „W“), wie sie auch bei den Grapen des Mehrstückdepots festzustellen ist. Weil ansonsten eine genaue Datierung derartiger Metallgefäße wegen der über lange Zeiträume tradierten Form und Technik schwierig ist, weist die Marke auf eine Verwendung auf einen bestimmten Zeitraum hin.

Gut belegt sind Kessel, Kochtöpfe und dreibeinige Grapen als traditionelle Küchenausstattung gehobener Gesellschaftsschichten der frühen Neuzeit durch die niederländische Genremalerei.

Versteckt wurden die Gefäße in dem Gewässer wohl im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg, denn für 1627 sind kaiserliche Truppen in Gützkow belegt. Offenbar gelang es den ehemaligen Besitzern nicht mehr, die wertvollen Metallgefäße zu bergen und so geben die sieben Töpfe einen Einblick in die damalige Hauswirtschaft, wie er sonst zum Beispiel in stadtarchäologischen Grabungen bisher kaum bekannt ist.

Die Deponierung von Eigentum in Gewässern, und hier insbesondere von Gefäßen, scheint eine in Notzeiten und vor allem im Dreißigjährigen Krieg gern genutzte Möglichkeit der Verbergung gewesen zu sein. Vergleichsfunde aus dem nord- und mitteleuropäischen Raum zeigen, dass Geschirrsätze von Kochgerät, aber auch ganze Tischgedecke versteckt wurden. So entdeckte der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Horst Kruse aus Rostock in einem ehemaligen See bei Behren-Lübchin in den 1980er Jahren zwei mit Zinntellern und Schüsseln gefüllte Kupferkessel.

Sogar in den zeitgenössischen Quellen aus der Zeit unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg wird auf diese Versteckfunde hingewiesen. In Nachlassverwaltungen der westpommerschen Stadt Arnswalde steht beispielsweise, dass Franz Kuchenbecker fünf kupferne Kessel in dem zur kleinen Mühle führenden Mühlengraben versenkt hatte und Peter Butzke zwei Kessel im Klückensee:

… wenn sie gefunden, haben die Erben sie zu teilen ….*

Dr. C. Michael Schirren


* Freundlicher Hinweis auf diese Quelle von S. Krabath, Dresden.

Fund des Monats März 2014

Metallgefäße aus dem Mühlenteich der Stadt Gützkow, Lkr. Vorpommern-Greifswald