Schwert und Topf … ein bemerkenswerter Neufund aus Rubitz, Lkr. Vorpommern-Rügen

Fund des Monats September 2014

Jan Becker (links) und Roman Buhl (rechts) mit den zusammengefügten Fragmenten des BonzeschwertesDetails anzeigen
Jan Becker (links) und Roman Buhl (rechts) mit den zusammengefügten Fragmenten des Bonzeschwertes

Abb. 1: Jan Becker (links) und Roman Buhl (rechts) mit den zusammengefügten Fragmenten des Bonzeschwertes

Abb. 1: Jan Becker (links) und Roman Buhl (rechts) mit den zusammengefügten Fragmenten des Bonzeschwertes

Jan Becker aus Stralsund und Roman Buhl aus Barth gehören zur jungen Generation ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger, die über das Interesse an der Entdeckung historischer Funde mit Hilfe des Metalldetektors zur Archäologie kamen. Lange stand für beide die Suche an bekannten und fundträchtigen Stellen im Vordergrund. Doch mit den Jahren reifte die regionale Geländekenntnis und damit die Chance neue Fundkategorien zu erschließen. Südlich und östlich der Bodden-Stadt Barth gibt es zwar vereinzelte Grabhügel, aber über die Bronzezeit geben nur vereinzelte Altfunde Auskunft, deren genauer Fundort oftmals nicht mehr überliefert ist. Der hier vorgestellte Neufund ist ein gutes Beispiel, wie sehr sich eine systematische Erschließung der jeweiligen Heimatregion für die ehrenamtliche Bodendenkmalpflege und die Landesgeschichte "lohnen" kann.

Die Begehung einer bislang fundleeren Ackerlandschaft in der Gemarkung Rubitz durch die beiden Ehrenamtlichen wurde im März 2014 ausgelöst durch laufende Meliorationsmaßnahmen in einer Niederung. Doch während sich in den ausgebaggerten torfigen Substraten trotz intensiver Suche keine Auffälligkeiten ergaben, wurde Jan Becker auf dem benachbarten, ansteigenden sandigen Hang plötzlich fündig. Innerhalb kurzer Zeit konnte er aus dem Ackerboden nur 10 m voneinander entfernt zwei Fragmente eines Bronzeschwertes bergen (Abb. 1).

Nach Festlegung der genauen geographischen Koordinaten mittels GPS suchten die beiden ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger das Umfeld intensiv ab, jedoch ohne Erfolg. Erst die Nachsuche durch Mitarbeiter der Abteilung Landesarchäologie des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, die zwei Tage später stattfand, ergab ein drittes Fragment. Dieses lag zwar ebenfalls innerhalb der Streuung der schon zuvor gesicherten Stücke, aber in einer Tiefe von etwa 40 cm auf der Pflugsohle und war damit schwerer zu entdecken. Beim Anpassen der Fragmente wurde klar, dass es sich um ein Schwert der Bronzezeit von mehr als 41 cm Länge, mit einer im Querschnitt flach-rhombischen Klinge handelte. Leider fehlt die für eine genauere typologisch-zeitliche Einschätzung wichtige Griffpartie.

Völlig offen bei den Funden aus der Pflugschicht war aber der ursprüngliche Kontext. Handelte es sich um die Beigabe einer Bestattung und waren vielleicht noch Elemente der Grabkonstruktion erhalten? Ohne eine Abdeckung des Ackerbodens ließen sich diese Fragen nicht beantworten.

Es ist dem interessierten Entgegenkommen des örtlichen Landwirtes Harald Reinecke aus Rubitz zu danken, dass offene Fragen zum Schwertfund doch noch beantwortet werden konnten. Als man ihm die Funde kurz nach ihrer Entdeckung zeigte, bot er spontan seine Hilfe an. Er stellte auf eigene Kosten Bagger und Baggerführer zur Verfügung und der Pflugboden konnte unter Anleitung des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern im Bereich der Schwertfundstelle weiträumig auf rund 500 m2 Fläche abgezogen werden (Abb. 2).

Im sandig-lehmigen Untergrund gab es nur vereinzelte Flecke mit Holzkohle, Hinweise auf eine bronzezeitliche Siedlung fehlten jedoch. Auch wurden keine Reste von Steinpackungen der für die ältere und mittlere Bronzezeit typischen Körperbestattungen festgestellt. Denn faust- bis kopfgroße Steine wurden weder in der Ackerschicht noch darunter gefunden. Stattdessen war im Anstehenden eine flache, grausandige Grube erkennbar, in der ein großes zerscherbtes Gefäß lag (Abb. 3). Vergleicht man die Position der genau eingemessenen Schwertfragmente aus der Pflugschicht und die des Gefäßes, so liegen sie alle dicht beieinander. Doch gibt es einen Zusammenhang?

Der später vorgenommenen Rekonstruktion zufolge, handelte es sich um einen Topf mit eingestelltem Rand (Durchmesser um 40 cm), hoher Schulter und einzelnen plastischen, schulterständigen Knubben (Abb. 3). Die Gefäßhöhe lässt sich ebenfalls auf rund 40 cm Höhe rekonstruieren. Derartige Gefäße sind durchaus aus bronzezeitlichen Gräbern und aus Siedlungen bekannt; die einfache Form erlaubt allerdings nur eine vorbehaltliche Datierung in die zweite Hälfte der Bronzezeit (späte Periode III–V; das heißt 1200–700 v. Chr.). Da keine gebrannten menschlichen Knochen (Leichenbrand) festzustellen waren, ist eine Funktion als Urne wohl auszuschließen.

Bronzezeitliche Deponierungen sowohl einzelner als auch mehrerer Gefäße in Gruben sind in Mecklenburg und Vorpommern gelegentlich gefunden worden. Der Hintergrund für Gefäßdeponierungen könnten bestimmte Opferbräuche sein. Es ging dabei wohl eher um den Gefäßinhalt als um das Gefäß selbst. Und da es aus der jüngeren Bronzezeit auch Deponierungen einzelner Waffen – vor allem Schwerter – gibt (zum Beispiel ein vollständiges Schwert vom Typ Auvernier in einer Siedlungsgrube aus Rossow bei Löcknitz, Lkr. Vorpommern-Greifswald), ist auch diese Interpretation für den Rubitzer Fund nicht auszuschließen. Ein Zusammenhang mit dem Gefäß ist insbesondere durch die unmittelbare "Fundnachbarschaft" anzunehmen.

Die beiden ehrenamtlichen Finder sind jedenfalls motiviert, nach der Ernte auch den noch fehlenden Schwertgriffs zu entdecken und damit dem historischen Puzzle ein weiteres Teil hinzuzufügen.

Dr. C. Michael Schirren

Fund des Monats September 2014

Schwert und Topf … ein bemerkenswerter Neufund aus Rubitz, Lkr. Vorpommern-Rügen