Ein neuer Typ! - Die bronzene Plattenfibel von dem Brandgräberfeld Schönfeld bei Demmin, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte

Fund des Monats Oktober 2014

Schönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Fundplatz 13. Bronzene Plattenfibel. Unmaßstäblich.Details anzeigen
Schönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Fundplatz 13. Bronzene Plattenfibel. Unmaßstäblich.

Abb. 1: Schönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Fundplatz 13. Bronzene Plattenfibel. Unmaßstäblich

Abb. 1: Schönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Fundplatz 13. Bronzene Plattenfibel. Unmaßstäblich

Im Jahre 1979 entdeckte der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Joachim Felgenhauer in der Gemarkung Schönfeld die ersten eisenzeitlichen Keramikscherben auf einem sandigen Acker oberhalb einer Niederung. Von Februar bis Dezember 1988 unternahm er mit weiteren Helfern eine Notbergung, in deren Verlauf sie eine Fläche von insgesamt 753,5 m2 freigelegten. Es wurden 96 nummerierte Befunde erfasst, davon 83 Bestattungen in Form von Urnen-, Brandschüttungs- und Brandgrubengräbern. Die Funde wurden von Horst Keiling 1992 publiziert(1) und erst vor wenigen Jahren vom Kreisheimatmuseum Demmin in das Archäologische Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern übernommen.

Eine erneute Begehung durch den ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Mario Petznick im Frühjahr 2014 bestätigte, dass das Gräberfeld noch nicht vollständig erfasst war. Außerhalb der alten Grabungsflächen fand er eine bronzene Plattenfibel (erhaltene Maße: Länge 7,6 cm; Breite 4,5 cm; Dicke 0,01 cm; Abb. 1 und 3), die eine Sonderform zu den in Mecklenburg-Vorpommern sehr seltenen Tinsdahler und Heitbracker Fibeln bildet.

Die bronzene Platte besteht aus einer zentral gelochten Scheibe mit vier konzentrischen Kreisen, an der sich gegenüberliegend je zwei weitere kleinere gelochte Scheiben mit jeweils drei konzentrischen Kreisen anschließen. Die kurzen Fortsätze an allen vier Seiten sind abgebrochen. Das Stück wurde im Ganzen gegossen, so dass eine eiserne bandförmige Unterkonstruktion, wie bei den Tinsdahler Fibeln, nicht erforderlich war. Die geringen Spuren von Eisen auf der Rückseite dürften daher von einer nicht erhaltenen eisernen Nadel stammen. Auf der Rückseite befindet sich zudem eine bronzene Öse, die zur Befestigung der Nadel gedient hat. Die Nadelrast fehlt.

Zwei fast identische Stücke mit gegossener Platte und eiserner Nadel, von denen nur eine relativ gut erhalten war (erhaltene Maße: Länge 8,4 cm; Breite 4,2 cm; Dicke 0,01 cm; Abb. 2),(2) stammen – etwa 25 km weiter südöstlich – aus der Gemarkung Mühlenhagen bei Altentreptow. Sie gehörten zu der großen privaten Altertumssammlung des Ökonomierates Maaß in Alt-Kentzlin, die er in den Jahren von 1820–1864 zusammen getragen hatte und die Anfang des Jahres 1904 von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde für das Stettiner Museum käuflich erworben worden war.(3) Die beiden Fibeln sollen zusammen mit anderen Funden aus Bronze und Eisen, wie eine schwanenhalsförmige eiserne Nadel mit Kreuzkopf aus Bronze, beim Chausseebau in einem "Hünengrabe" gefunden worden sein. Es dürfte sich bei der Chaussee um die Straße von Mühlenhagen nach Klatzow handeln, die in der Schmettauschen Karte von 1780/82 noch nicht, aber im Preußischen Urmeßtischblatt von 1835 bereits verzeichnet ist. Noch innerhalb der Gemarkung von Mühlenhagen durchquert diese Chaussee ein Gebiet mit Hügelgräbern, doch bleibt die Auffindung in einem "Hünengrabe" sowie die Geschlossenheit des Fundinventars fragwürdig.

Den Neufund einer Tinsdahler Fibel von dem Gräberfeld Wittorf (Stadt Visselhövede) in Niedersachsen nahm Kerstin Hofmann zum Anlass, die Forschungsgeschichte der jastorfzeitlichen Plattenfilbeln zu resümieren sowie die Typentwicklung und die zeitliche Ansprache der Plattenfibeln an dem derzeit bekannten archäologische Material zu überprüfen.(4) Auch sie sieht in den beiden Fibeln von Mühlenhagen eine regionale Sonderform und keinen eigenen Typ.

Der Neufund von dem Brandgräberfeld Schönfeld zeigt jedoch, dass es sich hier nicht um eine singuläre Form von einem Bestattungsplatz handelt. Vielmehr unterstreicht er eine eigenständige regionale Entwicklung der Plattenfibel, die hier als Typ Schönfeld bezeichnet wird. Ihre Verbreitung konzentriert sich auf das Gebiet zwischen dem Fluss Tollense und dem Kummerower See (Abb. 4). Die geringe Anzahl der bislang bekannt gewordenen Plattenfibeln vom Typ Schönfeld mag unter anderem dem momentanen Forschungsstand geschuldet sein. Nur wenige Brandgräberfelder der vorrömischen Eisenzeit sind aus diesem Gebiet bekannt und bis auf das Gräberfeld von Schönfeld wurden bislang keine weiteren aus dieser Zeit in der Region systematisch ausgegraben und dokumentiert. Die wenigen Hinweise auf weitere Brandgräber stammen in der Regel von Notbergungen durch ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger.

Geschlossene Grabinventare mit Plattenfibeln vom Typ Schönfeld und somit datierende Beifunde gibt es bislang nicht, so dass sich die zeitliche Einordnung an den anderen Plattenfibeltypen orientieren muss. Diese gehören relativchronologisch in die Stufe Jastorf Ib und überwiegend in die Stufe Jastorf Ic nach H. Hingst und umfassen eine Zeitspanne von 400–280 v. Chr.(5)

Elke Schanz, M. A.


Anmerkungen

(1) H. Keiling, Ein latènezeitlicher Bestattungsplatz von Schönfeld, Kreis Demmin. – Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, Jahrbuch 40, 1992, S. 49–93.

(2) H. J. Eggers/P. E. Stary, Funde der Vorrömischen Eisenzeit, der Römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit im Pommern. – Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns 38, S. 13; Taf. 99. Lübstorf 2001.

(3) A. Stubenrauch, Die Maaßsche prähistorische Sammlung im Altertumsmuseum in Stettin. – Baltische Studien N. F. 8, 1904, S. 97–128 (S. 124); Fig. 10.

(4) K. Hofmann, Die Tinsdahler Fibel von Wittorf. Zur Typologie jastorfzeitlicher Plattenfibeln. – Forschungen zur Archäologie und Geschichte in Norddeutschland. Festschrift für Wolf-Dieter Tempel zum 65. Geburtstag, S. 141–175. Rotenburg (Wümme) 2002.

(5) H. Hingst, Vorgeschichte des Kreises Stormarn. – Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler und Funde in Schleswig-Holstein 5. Neumünster 1959.

Fund des Monats Oktober 2014

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