Keine Festung ohne Brücke

Fund des Monats Februar 2015

Die neue Festungsbrücke.Details anzeigen
Die neue Festungsbrücke.

Abb. 1. Die neue Festungsbrücke.

Abb. 1. Die neue Festungsbrücke.

Als die Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissene hölzerne Brücke über den Graben der Festung Dömitz im Landkreis Ludwigslust-Parchim weitgehend originalgetreu wieder aufgebaut werden sollte (Abb. 1), waren die Erwartungen groß. Denn zunächst musste ein Damm abgetragen werden, der seit dem Abbruch der alten Brücke den Zugang zur Festung bildete.

Bereits nach Aufnahme des Pflasters wurden schon dicht unter der Oberfläche zahlreiche Holzreste sichtbar. Diese stellten sich als Reste jener Brücke heraus, die seit 1865 bestanden hatte. Sie war im Inneren des Dammes bis in eine Höhe von etwa 50 cm unterhalb der einstigen Fahrbahn erhalten.

Unter den Resten dieser Brücke wurden unerwartet umfangreiche Bauteile einer älteren Brücke entdeckt. Das erhaltene Brückenfundament bestand aus einer eichenen Pfahlrostkonstruktion. In den Boden waren zunächst parallele Reihen von Pfählen eingeschlagen worden, an deren Köpfen danach eine Verbindung durch teils mehr als 8 Meter lange Balken in Längsrichtung erfolgte (Abb. 2). Auf diesen Längsbalken lagen Querbalken auf, die an ihrer Oberseite Zapflöcher aufwiesen. In diesen Löchern steckten die Stützen des Aufgehenden: In den Zapflöchern des einzigen vollständig erhaltenen Querbalkens waren noch sechs teils schräg, teils senkrecht nach oben verlaufende Hölzer mit Querschnitten zwischen 22 x 19 cm und 28 x 28 cm eingezapft (Abb. 3). Die Breite der Fahrbahn lässt sich anhand dieser Reste des Aufgehenden mit mindestens 5 m angeben.

Anhand des rekonstruierten Grundrisses ließ sich diese Brücke auf einem Plan von 1795 identifizieren, während ein älterer, im Jahre 1767 entstandener Plan noch eine andere Brückenkonstruktion zeigt. Diese Datierung – nach 1767 und vor 1795 – bestätigte auch die Auswertung zahlreicher dendrochronologisch bestimmter Proben – das jüngste sicher zu datierende Holz wurde demnach im Jahre 1781 gefällt. Ihr Ende wird spätestens mit den napoleonischen Kriegen gekommen sein, denn auf einem weiteren Plan von 1825 ist anstelle der Brücke bereits ein mit stattlichen Bäumen bepflanzter Damm verzeichnet.

Aber diese war noch nicht die älteste Brücke, von der Relikte gefunden wurden. Beim weiteren Freilegen fanden sich mehrere Gruppen aber auch einzelne Pfähle, deren dendrochronologische Bestimmung mindestens vier weitere Bauphasen – zwei Neubau- und zwei Reparaturphasen – nachweisen ließ. Die älteste Brücke entstand sicher im Zusammenhang mit dem Bau der Festung in den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts. Von dieser Brücke hatten sich noch acht bis zu 4,70 m lange eichene Pfähle erhalten, darunter zwei, die nachweislich im Jahre 1563 gefällt worden waren. Bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts war diese Brücke offenbar baufällig, denn an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert wurden fünf weitere Pfähle verbaut.

Ein kompletter Brückenneubau folgte nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges. Von dieser Brücke hatten sich drei Eichenhölzer erhalten, von denen eines nachweislich im Jahre 1656 geschlagen worden ist. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts folgten weitere Arbeiten an der Brücke, wogegen sich anhand der Dendrodatierungen keine Arbeiten zwischen dem Ende des 17. und dem Ende des 18. Jahrhunderts nachweisen lassen. Vermutlich handelt es sich bei der auf dem Plan von 1767 abgebildeten Brücke also um jene, an der zuletzt nach dem Jahre 1695 gebaut worden war – vielleicht war es sogar noch die nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges neu errichtete Brücke.

Rolf Schulze

Fund des Monats Februar 2015

Keine Festung ohne Brücke