Der Gadebuscher Schlossberg in neuem Licht

Fund des Monats April 2015

Das slawische KugelzonengewichtDetails anzeigen
Das slawische Kugelzonengewicht

Das slawische Kugelzonengewicht

Das slawische Kugelzonengewicht

Als die Kindertagesstätte in Gadebusch durch den Neubau eines Hortgebäudes erweitert werden sollte, war diese Maßnahme aus archäologischer Sicht besonders bedeutend. Denn das Gelände liegt zwischen dem Gadebuscher Schloss und dem Burgsee – also im direkten Umfeld des slawischen Burgwalles, auf den der Schlossberg zurückgeht.

Trotz der intensiven mittelalterlichen Überprägung des Geländes ließ sich eine ausgedehnte slawische Kulturschicht nachweisen. Die Siedlungsbefunde des 9. bis 11. Jahrhunderts belegen, dass auf dem gut geschützten Gelände zwischen Burgwall und Burgsee eine Vorburgsiedlung bestand. Verschiedene Metallobjekte heben die Bedeutung des slawischen Burg-Siedlungskomplexes von Gadebusch hervor. Außer Alltagsgegenständen wie zwei eisernen Messern mit mittelständiger Griffangel und zwei Axtschneiden wurde hier erstmals auch ein bronzeummanteltes Kugelzonengewicht geborgen (Abb. 1), das man für das Abwiegen von Hacksilber auf einer Feinwaage benötigte. Auch letzteres ist mit einem 2 x 1,1 cm großen Stück im geborgenen Fundgut vertreten.

Die Bedeutung des Silbers als Zahlungsmittel unterstreicht auch ein weiterer Fund: Eine gut erhaltene Silbermünze (Abb. 2) zeigt auf der Vorderseite den Schriftzug ADELDEI, der um einen nach links gewendeten Kopf verläuft. Die Rückseite zeigt mittig ein Balkenkreuz, in dessen Winkeln die Buchstaben O D D O zu lesen sind. In der Umschrift lässt sich nach einem kleinen Balkenkreuz der Schriftzug DIGR erkennen, der als DI GRA REX zu ergänzen ist. Diese Münze gehört zu den immer noch seltenen Otto-Adelheid-Pfennigen des Typs I 1 nach Hatz. Dieser Münztyp datiert in das ausgehende 10. Jahrhundert n. Chr. und belegt, dass auch nach den Slawenaufständen von 983 weiterhin Handelskontakte zum Deutschen Reich bestanden.

Dass es auch Kontakte nach Norden gab, zeigt eine 3,2 x 3,4 cm große Bronzeschnalle (Abb. 3), die stilistisch dem jüngeren Jellingstil angehört. Der Schnallenrahmen ist dabei so gestaltet, dass zwei Drachenköpfe mit ihrem Maul den Dornensteg umfassen. Solche Fundstücke sind Zeugnisse des Warenaustauschs mit Skandinavien, der keineswegs nur die küstennahen Plätze, sondern auch das Hinterland erfasste.

Weitere wichtige Erkenntnisse wurden zur Umgestaltung des Burgwalls in eine frühdeutsche Burganlage gewonnen. Dabei bezog man offensichtlich auch das Umfeld ein, wie eine Holzkonstruktion am Niederungsrand zeigt. Sie wurde bei der Grabung auf 4,8 m Länge freigelegt und bestand aus insgesamt neun Pfosten und einem liegenden, vierkantig bearbeiteten Holz. Die dendrochronologische Bestimmung der Hölzer ergab überwiegend Fälldaten des letzten Drittels des 12. Jahrhunderts. Das vertorfte Ufer des Burgsees wurde also bereits in der ersten Ausbauphase der frühdeutschen Burg durch eine Holzpalisade gesichert. Dahinter wurde blauer Ton bzw. Mergel aufgeschüttet.

Die mit der Aufschüttung gewonnenen Flächen südöstlich der frühdeutschen Burganlage wurde spätestens ab der Mitte des 13. Jahrhunderts als Bauland genutzt, wovon sowohl eine Siedlungs- und Planierschicht mit Funden des 13. - 15. Jahrhunderts als auch Siedlungsbefunde wie eine Pfostengrube und Öfen zeugen.

Lars Saalow / Frank Wietrzichowski


Literatur

V. Hatz: Zu den in Schweden gefundenen Otto-Adelheid-Pfennigen. - In: B. Kluge (Hrsg.), Fernhandel und Geldwirtschaft. Beiträge zum Deutschen Münzwesen in Sächsischer und Salischer Zeit. Ergebnisse des Dannenberg-Kolloquiums 1990, Sigmaringen 1993, 243 ff., Taf. 1.

Fund des Monats April 2015

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