Amouren des Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin: Friederike Saal und ihre Töchter

Archivalie des Monats März 2023

Abb.: Luise Friederike Charlotte Saal verh. Bode, langjährige Geliebte des Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin. Undatierte "Miniatur von Perrier" (LHAS, 13.1-2, Bode Nr. 1) Details anzeigen
Abb.: Luise Friederike Charlotte Saal verh. Bode, langjährige Geliebte des Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin. Undatierte "Miniatur von Perrier" (LHAS, 13.1-2, Bode Nr. 1)

Abb.: Luise Friederike Charlotte Saal verh. Bode, langjährige Geliebte des Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin. Undatierte "Miniatur von Perrier" (LHAS, 13.1-2, Bode Nr. 1)

Abb.: Luise Friederike Charlotte Saal verh. Bode, langjährige Geliebte des Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin. Undatierte "Miniatur von Perrier" (LHAS, 13.1-2, Bode Nr. 1)

Die außer-, nicht- bzw. unehelichen Amouren des seit dem ersten Tag des Jahres 1808 verwitweten Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin (1756-1837) sind gleichermaßen Legende wie Legion. Diese Amouren waren mal kurzlebig oder hielten länger an, bewegten sich also zwischen dem zweifelhaften Status einer Stundenliebschaft und dem einer Neben- oder Zweitfrau. Diese Amouren liefen teilweise parallel nebeneinander her, manche lebten nach ihrem eigentlichen Ende wieder auf. Und diese Amouren konnten sich insbesondere dann, wenn sie nicht ohne sichtbare Folgen blieben und Versorgungsleistungen fällig wurden, ziemlich kostenintensiv gestalten.

Die Weite des Spektrums verdeutlichen auf der einen Seite die Titelheldin Luise Friederike Charlotte Saal (1772-1831), wie sie mit vollständigem Namen hieß, deren Liason mit Friedrich Franz Anfang der 1790er Jahre begann und die wohl manchen Superlativ für sich in Anspruch nehmen durfte. Auf der anderen Seite hielt der Neustrelitzer Regierungsrat August Otto Ernst von Oertzen (1777-1837) im Sommer 1808 in Doberan fest: "Traurige Freuden-Mädchen sind überflüssig anwesend. Von ihnen wohnt ein ziemlich freches Exemplar bei dem Herzoge, assistirt beim Spiel wenn der Herzog Bank macht in seinem Hause, u. umarmt frank u. frei nach Gelegenheit Serenissimum u. die übrigen Spieler! Das ist doch sehr sehr arg!" Ob der Herzog in Hinsicht auf seine vielen Affären seine Stellung als erster Mann im Staate ausnutzte, muss mangels entsprechender Quellen offen bleiben. Fest steht hingegen, dass keine von ihnen den Satus einer vom Hof akzeptierten offiziellen Mätresse erlangte,

"Aus irgend einem Grunde" übernahm Friedrich Franz wieder und wieder die immer neuen Verbindlichkeiten von Friederikes Vater, dem "nur mittelmäßigen Musiker" Johann Christian Wilhelm Saal sen. (um 1728 - 1808), der als Harfenist und Bratschist bei der Hofkapelle bis zu seiner Pensionierung 1793 angestellt war. Friedrich Franz bezahlte auch die mehrfach bei Friederike aufgelaufenen Schulden, leistete ihr Zulagen für kleinere Reisen oder übernahm die Fourage für die Pferde, finanzierte von 1799 bis 1813 ihre Dienerschaft, soll ihr schließlich ein Haus in Ludwigslust geschenkt haben und kam letztlich sogar für Ihr Begräbnis auf. Ihren wohl größten "Coup" landete sie aber 1798, als er ihr bedingungslos den lebenslangen Nießbrauch eines Kapitalstocks von 40.000 Talern einräumte. Die jährliche Zinshebung, über die sie frei verfügen konnte, belief sich auf gut 2.300 Taler.

Der Herzog bürdete Friederike dafür keinerlei Verpflichtungen auf, vielmehr sah er sich ihr gegenüber in einer moralischen Pflicht: "Da wir derselben," also Friederike, "ein für Uns und sie anständige Versorgung schuldig zu sein glauben." Ganz so einfach, wie es sich hier darstellen mag, gestalteten sich die Verhältnisse allerdings nicht. Keinesfalls war Friedrich Franz nur der uneigennützig großzügige Edelmann. Vielmehr soll Friederike vier uneheliche Kinder gehabt haben, und der Vater ihrer beiden 1793 und 1794 geborenen Töchter war Friedrich Franz. Letzteren, Louise Friederica Charlotte (1793-1840) und Friederike Louise Charlotte (1794-1849), legte er als Familiennamen den des erloschenen Adelsgeschlechts von Kleinow bei und sorgte dafür, dass sie gemeinsam aufwuchsen.

Die Kleinow-Schwestern lebten zunächst in Ludwigslust und ab 1809 mit der Familie des Majors Carl Ludwig Friedrich von Wickede in Rostock, in den Sommermonaten auch in Doberan. Ihr Vater zahlte für die Mädchen pro Quartal 150 Taler Kostgeld, mehr als für die Ausbildung mancher ihrer (Halb-)Brüder, und zumindest für eine gewisse Zeit finanzierte er ihnen Extraunterricht in Tanzen, Französisch, Musik und Zeichnen. Friedrich Franz erkannte Louise, wie aus der sehr viel später angelegten Kuratel-Akte für ihre Kinder hervorgeht, als seine Tochter an und stattete sie mit 20.000 Talern Mitgift aus. Es ist davon auszugehen, dass er sich gegenüber ihrer Schwester Friederike gleichermaßen verhielt.

Louise von Kleinow ehelichte 1815 Hauptmann Louis du Trossel, einen Sohn des früheren Magdeburger Stadtkommandanten. Sie hatten vier gemeinsame Kinder, der Gatte übernahm 1832 den Posten des Rostocker Stadtkommandanten. Friederike von Kleinow ehelichte 1816 Baron Friedrich Bernhard Hanasch von Wenckstern. Sie bekamen neun gemeinsame Kinder und lebten in Neustrelitz. Im Übrigen wechselte auch die Mutter der Kleinow-Schwestern noch den Beziehungsstatus. Mit dem Segen des Herzogs heiratete Friederike Saal 1809 den acht Jahre jüngeren, 1803 in die Hofkapelle eingetretenen Carl Friedrich Bode (1780-1832), einen "der größten Waldhorn-Virtuosen seiner Zeit." Er lebte mit ihr "sehr unglücklich, […] ergab sich leider dem Trunke und kam aus den Schulden nicht mehr heraus," wurde 1819 geschieden und hing seinen vorgenannten Untugenden dennoch nach, so dass er 1832 nicht zuletzt aufgrund von Beschwerden seiner Kollegen seine Entlassung erhielt.

Dr. Matthias Manke

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