Aller guten Dinge sind sieben! Ein außergewöhnlicher Schwertfund aus Mirowdorf, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte

Fund des Monats Februar 2024

Abb. 1: Mirowdorf, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Die sieben Bronzeschwerter, ganz links das Griffzungenschwert vom Typ Großauheim.Details anzeigen
Abb. 1: Mirowdorf, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Die sieben Bronzeschwerter, ganz links das Griffzungenschwert vom Typ Großauheim.

Abb. 1: Mirowdorf, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Die sieben Bronzeschwerter, ganz links das Griffzungenschwert vom Typ Großauheim.

Abb. 1: Mirowdorf, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Die sieben Bronzeschwerter, ganz links das Griffzungenschwert vom Typ Großauheim.

Schwerter waren stets nicht nur Waffen, sondern auch Statussymbole mit hohem Prestigewert. Dies gilt in besonderem Maße für die Bronzezeit, denn erst der neue Werkstoff erlaubte die Herstellung dieser neuartigen Waffen. Selbst wenn wir den materiellen und ideellen Wert aus heutiger Sicht kaum angemessen bewerten können, so steht außer Frage, dass ein Hortfund mit sieben Schwertern (Abb. 1), wie er jüngst in Mirowdorf, einem kleinen Ort im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, geborgen wurde, während der Bronzezeit einen herausragenden Wert dargestellt haben muss.

Entdeckt wurde der Fundkomplex durch die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger K.-H. Schumann und C. Mutz bei einer Detektorbegehung im Spätsommer 2022. Über mehrere Wochen suchten sie die Brachfläche immer wieder systematisch ab und konnten am Ende zwei vollständige Schwerter sowie 21 Schwertfragmente vorweisen, die zu fünf weiteren Waffen gehören. Die Funde stammen aus einem torfigen Niederungsbereich, der von einem Bach durchströmt wird, der zwei Seen miteinander verbindet. Offenbar sind die Fundstücke bei der Begradigung dieses Baches zutage gefördert und beim Planieren des Baggeraushubs über eine größere Fläche verteilt worden.

Niedergelegt wurde der Depotfund am Ende von Periode IV (2. Hälfte 10. Jahrhundert v. Chr.). Er besteht aus vier wohl lokal gefertigten Griffangelschwertern, zwei nordischen Griffzungenschwertern mit schmaler Zunge und einem mitteleuropäischen Griffzungenschwert. Die Längenwerte der Griffangelschwerter reichen von 65,2 cm bis 76,2 cm, während die Griffzungenschwerter 72,2 bzw. 72,7 cm lang sind. Deutlich länger war ehemals das mitteleuropäische Griffzungenschwert, dessen erhaltene Klingenfragmente bereits eine Länge von 71,8 cm aufweisen. Alle Griffangelschwerter sind in mehrere Teile zerbrochen. Die beiden nordischen Griffzungenschwerter wurden hingegen intakt, wenn auch stark deformiert geborgen, was erahnen lässt, dass beim Guss der beiden Typen unterschiedliche Legierungen verwendet wurden. Gut erkennbar ist bei allen Fundstücken ein gerader klingenseitiger Griffabschluss, der bei den verzierten Klingen sogar den obersten Teil der Klingenzier bedeckte (Abb. 2). Eines der beiden Griffzungenschwerter trägt auf den Heftschultern stilisierte Schiffsdarstellungen und ein Sonnensymbol aus konzentrischen Kreisen (Abb. 3), wie sie sich überwiegend auf goldblechverzierten Schwertern finden.

Herausragend ist das dritte Griffzungenschwert, das abseits von den übrigen Klingen gefunden wurde. Es handelt sich um ein Exemplar des Typs Großauheim (Abb. 4 und 5). Dieser kommt vornehmlich im Rhein-Main-Neckarmündungsgebiet vor, ist also in der Fundregion als Import zu werten. Er zeichnet sich unter anderem durch eine weidenblattförmige, kunstvoll verzierte Klinge mit fein gekerbtem, mit Halbkreisbögen versehenen Ricasso (= abgestumpfte Schneidenpartie unterhalb des Griffs; Abb. 6) aus. Nach Peter Schauer gehören die Schwerter dieses Typs zu den „besten Erzeugnisse[n] frühurnenfelderzeitlichen Bronzegusses“, wobei die „Sorgfalt der Klingenbearbeitung und -gravierung […] unübertroffen“ sind (Schauer 1971, 183). Betrachtet man das Stück aus Mirowdorf, das leider in mehrere Fragmente zerbrochen ist, versteht man die Begeisterung von Peter Schauer und stimmt seiner Bewertung uneingeschränkt zu.

Beachtung verdient auch die Zusammensetzung der Niederlegung, denn reine Waffenhorte sind während Periode IV in Mecklenburg-Vorpommern sehr selten. Bei den wenigen Nachweisen handelt es sich überwiegend um reine Schwerthorte, in denen zumeist zwei Schwerter gemeinsam niedergelegt wurden. In größerer Zahl sind Schwerter in den Hortfunden der Periode V vertreten (Wüstemann 2004, 3 Anm. 8). Während dieser Phase können die Niederlegungen – wenn man den Blick auf Ostdeutschland weitet – bis zu sieben Waffen enthalten. Für Mecklenburg-Vorpommern war jedoch bislang kein Fund mit so vielen Schwertern bekannt.

Dr. Jens-Peter Schmidt

Literatur:

Schauer 1971: P. Schauer, Die Schwerter in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz I. – Prähistorische Bronzefunde IV, 2. München 1971.

Wüstemann 2004: H. Wüstemann, Die Schwerter in Ostdeutschland. – Prähistorische Bronzefunde IV, 15. Stuttgart 2004.

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