Aus dem Dornröschenschlaf erweckt - das Gutshaus in Wolkwitz

Denkmal des Monats April 2017

Abb. 1. Wolkwitz, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Gutshaus, Hofseite, 2008 Details anzeigen
Abb. 1. Wolkwitz, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Gutshaus, Hofseite, 2008

Abb. 1. Wolkwitz, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Gutshaus, Hofseite, 2008

Abb. 1. Wolkwitz, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Gutshaus, Hofseite, 2008

Unweit des Kummerower Sees, eingebettet in die leicht bewegte Landschaft zwischen Demmin und Stavenhagen, liegt der Ort Wolkwitz. Manch einem mag der einprägsame Ortsname dank einer aus der dortigen Dorfkirche stammenden Madonnenfigur, die zu den qualitätvollsten Skulpturen Norddeutschlands des 13. Jahrhunderts gehört, bekannt vorkommen.

Neben der Kirche prägte über Jahrhunderte die Gutswirtschaft das Bild des Dorfes. Wolkwitz war zunächst Vorwerk des Amtes Lindenberg, im 19. Jahrhundert dann selbständiges Gut. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhr das Gut einen wichtigen Ausbau durch Adam Heinrich Rewoldt als Eigentümer. Während heute von der einstmals stattlichen Gutsanlage leider die Wirtschaftsgebäude gänzlich verloren sind, blieben Park und Gutshaus erhalten und es konnten in den letzten Jahren durch die heutigen Eigentümer, Familie Rabe, Sicherungs- und Sanierungsarbeiten erfolgen.

Das 1844 erbaute zweigeschossige Gutshaus mit Krüppelwalmdach wurde als Putzbau auf einem Feldsteinsockel ausgeführt. In der Gestaltung der Fassaden wird das Ausklingen des Klassizismus deutlich. Die Putzfassaden weisen zeittypisch zurückhaltende Gliederungen aus Gesimsbändern, Faschen, Verdachungen und gerahmten Spiegeln zwischen den Fenstern auf. Die Flächengliederungen sind im Wesentlichen auf Gesimse und flache Vorlagen reduziert (Abb. 1-2).

An der Westseite, der Hauptschaufront zum ehemaligen Hof, ist das Hauptportal durch geringeren Achsabstand der drei mittleren Fenster- bzw. Türöffnungen und leichtes Hervortreten eines Mittelrisalits und mit einer Freitreppe (Abb. 3) in traditioneller Weise repräsentativ betont. Vom Haupteingang gelangt man in ein Foyer, das die viertelgewendelte Treppe mit neugotischem Dekor ins Obergeschoss aufnimmt (Abb. 4). Entlang der Hauptfassade lagen vermutlich im 19. Jahrhundert repräsentative Wohnräume, die man vom Foyer aus über Doppelflügeltüren betrat. An der Gartenfassade lag ein Gartensaal mit Austritt in den Garten. Die repräsentativen Räume an Hof- und Gartenseite waren untereinander überwiegend als Enfiladen verbunden, konnten aber auch einzeln direkt vom Wirtschaftsflur aus betreten werden. Bei den Eckräumen zum Park wird es sich bauzeitlich um Wirtschaftsräume gehandelt haben.

Ungewöhnlich ist die Raumaufteilung im Obergeschoß. Der großzügige Saal nimmt hier nicht, wie sonst meist üblich, den Mitteilteil des Hauses ein, sondern liegt südlich davon, was ihm eine größere Ausdehnung erlaubt. An der Gartenseite verläuft eine drei Räume umfassende Enfilade von Salons, die auch direkt mit dem Saal bzw. dem Treppenraum über zweiflüglige Türen verbunden sind. Hier wurde die für Repräsentationsräume tradierte Raumdisposition ohne Flur angelegt. Im Zuge der Freilegungsarbeiten fanden sich Reste von hochwertigen Drucktapeten (Abb. 5-7). Der nördliche Hausteil weist hingegen einen Längsflur auf, was im Zusammenhang auf seine eher nachgeordnete Nutzung, also für privatere Räume, Hinweis liefert.

Nach 1945 wurde das Gutshaus durch die LPG genutzt und es erfolgten über die Jahre kaum die nötigen Instandsetzungsmaßnahmen. Nach dem Übergang in privates Eigentum wurden Notreparaturen am Dach und Maßnahmen gegen Vandalismus zwar stets vorgenommen, jedoch stellte sich der Zustand bis 2014 grundsätzlich als dringend sicherungs- und sanierungsbedürftig dar.

Seit 2014 wird das Gebäude nun schrittweise saniert. Das Dachtragwerk wurde im Bestand repariert und mit neuen naturroten Biberschwanzziegeln eingedeckt. Die durch ein historisches Foto nachgewiesenen Fledermausgauben wurden im ersten Dachgeschoß wiederhergestellt, so dass der sonst nur über die Giebelfenster belichtete Dachraum besser nutzbar ist.

Als besondere Herausforderung erwies sich der Umgang mit dem Fassadenputz. Der offenbar bauzeitliche Fassadenputz und Mauermörtel wies einen gravierenden Bindemittelverlust auf und sandete stark ab. Der Fassadendekor war zum Zeitpunkt des Sanierungsbeginns schon weitgehend verloren. Ein Erhalt selbst der noch geringen Reste war wegen deren Instabilität kaum möglich (Abb. 8).

Anhand der noch am Gebäude vorhandenen Putzflächen konnte inhaltlich die ursprüngliche Gestalt nachvollzogen werden. Die Wiederherstellung des Fassadendekors vollständig nach historischem Vorbild wäre zwar der Wunsch der Beteiligten gewesen, schloss sich jedoch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus. In enger Abstimmung zwischen Bauherrschaft, Planern, Handwerkern und Denkmalpflegern wurde ein abgestuftes Konzept erarbeitet und ausgeführt. Stabile Putzbereiche wurden erhalten und in die neuen Putzflächen integriert. Bei der Wiederherstellung wurde der Schwerpunkt auf die Hauptschaufassade gelegt und dort besonders auf den Mittelrisalit konzentriert. Durch diese Herangehensweise wird der wechselvollen Geschichte des Hauses Rechnung getragen, ohne seinen repräsentativen Charakter zu stark zu negieren Abb. 9-11).

Hervorzuheben ist zudem der Umgang mit den Ausstattungselementen. Die über zwei Geschosse führende Haupttreppe wurde aufgearbeitet und von späteren verstellenden Einbauten befreit. Von den bauzeitlichen Fenstern konnten die der Hauptfront weitgehend erhalten und durch einen erfahrenen Tischler aufgearbeitet werden (Abb. 12). An den anderen Fassaden wurden Isolierglasfenster in gleicher Aufteilung eingebaut.

Die Raumstruktur und historische Ausstattungen wurden weitgehend erhalten und punktuell passend ergänzt. Beispielsweise erhielt der Saal einen neuen Dielenboden (Abb. 13-14). Türblätter und Bekleidungen wurden aufgearbeitet bzw. entsprechend neu hergestellt. Im Saal und Salon sollen zukünftig noch Farbfassungen und Tapeten-Bordüren den ursprünglichen Charakter der Räume wiederaufleben lassen. Nach den Vorstellungen der Familie Rabe wären dort zukünftig auch kulturelle Veranstaltungen denkbar, die das Gutshaus auch wieder zu einem Zentrum werden ließen (Abb. 15).

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