Die Instandsetzung des Kirchturmes von Sankt Petri in Altentreptow

Denkmal des Monats April 2019

Abb. 1. Altentreptow, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Blick auf die Stadt von Nordosten.Details anzeigen
Abb. 1. Altentreptow, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Blick auf die Stadt von Nordosten.

Abb. 1. Altentreptow, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Blick auf die Stadt von Nordosten.

Abb. 1. Altentreptow, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Blick auf die Stadt von Nordosten.

Kirchtürme werden oft als Fingerzeig Gottes bezeichnet. Hochaufragend und weithin sichtbar bestimmen sie Stadtsilhouetten und Landschaften, sind Landmarken und geben auch akustisch Kenntnis, denn sie tragen traditionell das Geläut der Kirchenglocken. Für die Altentreptower St. Petrikirche trifft dies alles in ganz beeindruckender Weise zu. Trotz der Windkraftanlagenfelder, die rings um Altentreptow das Erscheinungsbild der Stadt und der Landschaft mehr und mehr beeinträchtigen, bildet der Kirchturm der Petrikirche immer noch die bestimmende Höhendominante inmitten der Stadt. Mit seinem mittelalterlichen, im Grundriss quadratischen Backsteinschaft, den weißen schmalen Fensterblenden und sparsamen Friesen sowie der barocken, mit Holzschalung und Schiefer bekleideten, geschweiften Haube grüßt der über 60 Meter hohe Kirchturm auch über die Stadtgrenzen hinaus weit in die Landschaft des Tollensetals (Abb. 1).

Der Bau der mittelalterlichen Backsteinkirche begann bereits am Ende des 13. Jahrhunderts und wurde in ihrer gotischen Gestalt im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts mit dem Turmbau vollendet. Der Kirchenbau ist in mehrfacher Hinsicht von besonderer bau- und kunsthistorischer Bedeutung. Er ist mit dreischiffiger, vierjochiger Halle, anschließendem dreischiffigem, dreijochigem Umgangschor und Chorbegleitkapellen und dem quadratischen Westturm ein überregional bedeutendes Musterbeispiel für den nordostdeutschen Hallenkirchentypus des Binnenlandes. Deshalb, aber insbesondere wegen der fast vollständig erhaltenen, mittelalterlichen, monumentalen Hallendachwerke über Langhaus und Chor – es handelt sich hierbei um hoch "aufgeständerte Kehlbalkendachwerke" aus den Erbauungsjahren des Schiffes (1318d) und des Chores (1419d)1 – erhielt die Kirche den Status als Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Sie erhielt somit auch umfangreiche Förderungen für die Instandsetzung von Langhaus und Chor in den Förderprogrammen von Bund und Land (Abb. 2-4).

Der Turm aus dem 15. Jahrhundert, architektonisch von eher schlichter aber dennoch monumentaler Gestalt, besitzt auf der Westseite ein besonderes Architekturdetail. Der spitzbogige Haupteingangsbereich wird durch drei mit Krabben besetzte Wimperge in einer schmuckhaften Blendarchitektur bekrönt. Dahinter bildet sich eine Vorhalle zu dem eigentlichen Kircheneingang (Abb. 5-7). Die Backsteinwände des Turmschaftes sind ansonsten schmucklos und nur durch einige Blendgesimse und im Glockengeschoss durch hohe Blendfenster gegliedert. Dahinter befindet sich der mittelalterliche Bockstreben-Glockenstuhl (1428d, T. Schöfbeck) mit noch zwei von ehemals drei bauzeitlich erhalten gebliebenen Bronzeglocken aus dem 15. Jahrhundert. Sie stammen aus der mecklenburgischen Glockengießerwerkstatt de Monkehagen und gehören zu den klangschönsten mittelalterlichen Großglocken im Ostseeraum2 (Abb. 8).

Der Kirchturm konnte im Jahr 2018 mit weiteren umfangreichen Förderungen und Eigenmitteln instand gesetzt werden. Die hohe Summe von insgesamt 580.000 € konnte mithilfe der Städtebauförderung, des Strategiefonds des Landes M-V, umfangreicher Spendengelder, aus Mitteln des Kirchenkreises und aus Rücklagen der Gemeinde aufgebracht werden. Insbesondere die Holzkonstruktion der barocken Haube war durch eindringende Feuchtigkeit sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Stelleinweise waren die hölzernen Auflager der Dachbalken an deren Fußpunkten und im Innenbereich so stark geschädigt, dass die statische Wirkung quasi nicht mehr vorhanden war. Auch die genagelten, die geschweifte Haube bildenden Bretter, sowie auch die senkrechte Verkleidung des Turmgeschosses der Haube waren stark instandsetzungsbedürftig und mussten teilausgewechselt werden. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, die noch vorhandenen, barocken, eichenen Gesimsprofile zu bewahren. Bei den profilierten Verdachungen der Luken war dies ebenfalls angestrebt, waren aber doch sehr verschlissen (Abb. 9-14). Sie wurden entsprechend erneuert. Um zukünftig einen besseren Witterungsschutz zu erreichen wurde entschieden, sowohl die Eckstiele des Haubenschaftes als auch die Profile mit Kupferblech abzudecken, da insbesondere die Fußpunkte der Stile zum entscheidenden Wassereintrag in die Konstruktion geführt hatten (Abb. 15). Der Turmhelm erhielt nach Verschalung der Haube wieder fachmännisch eine Schieferdeckung nach sog. altdeutscher Art und der ganze hölzerne Aufsatz des Turmes eine rote Farbfassung gemäß restauratorischem Befund. Es handelte sich hierbei zwar nicht um die erste Fassung, der eher ein grau mit abgesetzten weißen Gesimsen zuzuordnen war, jedoch um die am ehesten fachlich vertretbare, vollständige, historische Farbfassung (Abb. 16-21). Sie gibt dem Turmaufsatz – zusammen mit dem grau-schwarzen Schiefer – nun wieder einen farblich kräftigen Akzent und fügt sich harmonisch in die Gesamtwirkung des backsteinernen Turmes mit seinen weißen Blenden, sowie der gesamten Kirche ein (Abb. 22-24). Möglich wurde das denkmalpflegerisch hervorragende Instandsetzungsergebnis besonders durch das vorbildliche, fachmännische und erfahrene Zusammenspiel der beteiligten Planer und Firmen und das besondere Engagement aller Beteiligten, insbesondere der Kirchengemeinde. Die St. Petrikirche Altentreptow ist nun im Äußeren instandgesetzt. Es besteht die große Hoffnung, auch die sehr qualitätvolle Innenraumfassung von 1860/65 von Friedrich August Stüler weiter restaurieren zu können. (Abb. 25-26).

Jens Amelung


1 Jens Christian Holst, Tilo Schöfbeck: Altentreptow, Dachwerke – Bauhistorische Einschätzung und Zusammenfassende Bewertung, 2009

2 Die sog. Große Glocke stammt von 1431, die kleinere sog. Apostelglocke von 1455 – siehe: Claus Peter: Rickert de Monkehagen – eine mittelalterliche Glockengießerwerkstatt im Ostseeraum, in: Jahrbuch für Mecklenburgische Kirchengeschichte, Mecklenburgia Sacra, 2007, vgl. auch: www.glockenmuseum.de – Glocke des Monats März 2013, Claus Peter: Die Glocken der evangelischen Stadtkirche St. Petri zu Altentreptow.

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