Herzog Carl II. baut preisbewusst in Hohenzieritz

Denkmal des Monats Oktober 2021

Abb. 1. Hohenzieritz, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Schlossanlage, 2014.Details anzeigen
Abb. 1. Hohenzieritz, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Schlossanlage, 2014.

Abb. 1. Hohenzieritz, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Schlossanlage, 2014.

Abb. 1. Hohenzieritz, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Schlossanlage, 2014.

Die Schlossanlage Hohenzieritz gelangte im Jahre 1768 mangels Erbfolge der adligen Vorbesitzer zunächst zurück an Herzog Adolph Friedrich IV., dann 1770 als Schenkung an dessen jüngeren Bruder Carl Ludwig Friedrich, ab 1794 als Carl II. regierender Herzog zu Mecklenburg, ab 1815 als Großherzog von Mecklenburg-Strelitz. Dieser ließ das Anwesen durchgreifend umbauen.

Auf dem dreiseitig umschlossenen kleinen Schlosshof wird das Schloss Hohenzieritz als repräsentativer Mittelpunkt symmetrisch von zwei kleinen, zweigeschossigen Kavaliershäusern mit Mansard-Walmdach flankiert (Abb. 1). Über einem Sockelgeschoss mit kleinen Fenstern in liegendem Format erhebt sich ein hohes Obergeschoss mit großen, vierflügligen Fenstern. Sowohl die Abmessungen der Fenster als auch ihre Anordnung der Höhe gleichen jenen im Schloss, wodurch die Kavaliershäuser trotz ihrer eher bescheidenen Dimension als Flügelbauten zum Schloss wahrnehmbar sind. Obwohl nur das Sockelgeschoss aus massivem Backsteinmauerwerk besteht, während das Obergeschoss aus Fachwerk errichtet wurde, tritt der Bau optisch als Massivbau in Erscheinung. Die Fassaden des durchaus effizient und auf die Außenwirkung bei überschaubarem Aufwand bedachten Baus wurden mit schlichten Pilastern sowie Gesimsbändern versehen und einheitlich verputzt, dazu monochrom gefasst, um die verschiedenen Materialien und Bauweisen zu kaschieren.

Im Rahmen der umfassenden Sanierung des nördlichen Kavaliershauses 2020/21 wurde die äußere Hülle denkmalgerecht wiederhergestellt. Zusätzlich konnten einige neue Erkenntnisse zu Baugeschichte gewonnen werden. Die dendrochronologische Untersuchung des erbauungszeitlichen Fachwerkgerüstes ergab eine Datierung auf 1773d, die beprobten Deckenbalken über dem Erdgeschoss waren bereits 1772d geschlagen - damit ist von einer Aufrichtung des Gebäudes im Jahre 1774 oder kurz darauf auszugehen. Dies stimmt überein mit der Überlieferung aus archivalischen Quellen, nach denen der Bau im Jahr 1776 als Werk von J. C. W. Verpoorten entstanden sein soll.

Die Beprobung von eindeutig zweitverwendetem bzw. erstverwendetem Holz, vor allem im Dachtragwerk, ergab fast nur ältere Bauteile. Ein Teil war einer nur eine Generation vorausgegangenen Konstruktion um 1741d zuzuordnen. Vermutlich stammen diese Bauteile von einem Nebengebäude aus der Zeit Johann Christian v. Fabians, der kurz darauf 1746-51 den eingeschossigen Kernbau des Schlosses errichten ließ - anstelle oder unter Verwendung von Teilen eines wiederum älteren Vorgängers (Krüger, Kunst- und Geschichtsdenkmäler Mecklenburg-Strelitz, Band 1, 1921, S. 105). Einige der wiederverwendeten Fachwerkhölzer zeigten Reste einer aufgemalten Imitation von Backsteinmauerwerk. Dies kann vielleicht einen Eindruck zum Erscheinungsbild eines Vorgängerbaus vermitteln (Abb. 3).

Bei der Sanierung wurden jüngerer zementhaltiger Putz auf dem Fachwerk entfernt und die teilweise gravierenden Schäden am Kiefernholz (Abb. 4) fachgerecht repariert. Der Neuverputz erfolgte mit einem kapillaraktiven Kalkmörtel, der zukünftig bessere Erhaltungsbedingungen sowohl für das Holz, aber auch die oben beschriebenen Fassungsbefunde bietet.

Das Kavaliershaus erhielt nun auch einen wesentlichen Teil seiner Gesamtwirkung zurück, in dem das sanierte Dachtragwerk die Dacheindeckung mit Biberschwanzziegeln in Kronendeckung zurück erhielt. Wie zur Erbauungszeit bekrönt den First ein Schornsteinkopf mit profiliertem Kranzgesims (Abb. 5-7). Besondere repräsentative Aufwertung des Kavalierhauses entfalten zudem die nach historischen Abbildungen wiederhergestellten Gauben. Diese belichten eine Mansardenstube, die sorgfältig mit schlicht weiß getünchten Bohlen ausgeschlagen war (Abb. 8). Wahrscheinlich wurde diese einfache Unterkunft auch von Wachleuten genutzt. Immerhin war über die Gaube ein guter Blick über den Schlossvorhof möglich.


Für den Neubau von Fenstern nach historischem Vorbild liefert der unerwartete Fund von Zargen der bauzeitlichen Fenster umfangreichen Aufschluss über die Gestalt der Fenster im 18. Jahrhundert. Die Pfostenform konnte anhand eines Abdrucks eindeutig nachvollzogen werden. Die neuen Fenster wurden entsprechend der im Befund nachgewiesenen Form sowie nach historischen Fotos als nach außen öffnende Fenster nachgebaut werden. Sowohl Fenster als auch Türen erhielten gemäß restauratorischer Befunduntersuchung einen Anstrich in einem gebrochenen Weißton (Abb. 9).

Sabine Schöfbeck

Schlossanlage Hohenzieritz

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