Ganz schön groß… Ein Steingerätedepot aus Friedefeld, Lkr. Vorpommern-Greifswald

Fund des Monats Oktober 2017

Fund 2017 10 Abb. 1 Der Hortfund von Friedefeld enthält typisch rössenzeitliche GroßgeräteDetails anzeigen
Fund 2017 10 Abb. 1 Der Hortfund von Friedefeld enthält typisch rössenzeitliche Großgeräte

 Abb. 1: Der Hortfund von Friedefeld enthält typisch rössenzeitliche Großgeräte.

 Abb. 1: Der Hortfund von Friedefeld enthält typisch rössenzeitliche Großgeräte.

Beim Bau einer kleinen Biogasleitung traute der Mitarbeiter der Landesarchäologie Mecklenburg-Vorpommern, Mario Hollnecker, seinen Augen nicht: direkt vor ihm fielen mehrere Steinäxte aus der kleinen Baggerschaufel auf den Aushub. Ohne erkennbaren Befund im Boden, so lässt sich rekonstruieren, müssen in ca. 0,5-0,7 m Tiefe auf etwa 40 x 40 cm und eng beieinander sechs hohe durchlochte Keile, ein breiter durchlochter Keil und zwei Dechsel/Querbeile gelegen haben (Abb. 1).

Die außergewöhnliche Länge der Keile (29,5 bis 38,1 cm) und eines Dechsels (max. 28,5 cm) sowie das Gesamtgewicht von 21 kg machen das Konvolut zu einem ganz besonderen Fund. Als Ausgangsmaterial sind Amphibolit (7 x), Diabas (1 x) und Grauwacke (1 x) nachgewiesen. Einige Geräte weisen Spuren der Herstellung (Abb. 2), Reparaturen und Gebrauchsspuren auf. Alle Gerätetypen sind der mitteldeutschen Stichbandkeramik bzw. der Rössener Kultur zuzuordnen. Ein vergleichbar großes Depot ist aus Deutschland nur von Möckern (östlich von Magdeburg) mit zwölf hohen Keilen und einem geschätzten Gesamtgewicht zwischen 36 und 40 kg bekannt.

Steingerätedepots liegen regelhaft am Rande des Verbreitungsgebietes der Rössener Kultur; dies trifft auch für das Friedefelder Depot zu. Denn in der nördlichen Uckermark sind bisher keine sicheren Rössener Siedlungshinweise bekannt, wohl aber Deponierungen mit überdimensionierten, durchlochten Keilen. Im Umkreis von wenigen Kilometern um den jüngsten Depotfund bei Friedefeld beiderseits der Uecker entdeckte man schon früher Depots und Einzelfunde nicht selten überdimensionierter Steinkeile. Die Forschung bewertete diese Funde als Händlerdepots, kultische Niederlegungen, Zeugnisse sozialer Interaktionen oder Verstecke in unruhigen Zeiten.

Mit mineralogischen Analysen zur Herkunft der Geräte (u.a. Röntgenfluoreszenzanalysedurch Prof. Dr. B. Ramminger) sowie der mikro- und makroskopischen Auswertung von Herstellungs- und Nutzungsspuren ( M. Müller MA) werden die einzelnen Geräte jetzt untersucht. Die Erfassung der individuellen "Objektbiographie" jedes Gerätes verspricht eine genauere Rekonstruktion der kulturellen Hintergründe für die Deponierung.

C. Michael Schirren, Britta Ramminger und Michael Müller

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