Das Rätsel um den Silberlöffel von Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte

Fund des Monats Juli 2023

Abb. 1. Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Silberlöffel aus dem späten 16. Jahrhundert (Länge 15,7 cm). Details anzeigen
Abb. 1. Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Silberlöffel aus dem späten 16. Jahrhundert (Länge 15,7 cm).

Abb. 1. Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Silberlöffel aus dem späten 16. Jahrhundert (Länge 15,7 cm).

Abb. 1. Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Silberlöffel aus dem späten 16. Jahrhundert (Länge 15,7 cm).

In der Gemarkung Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburg Seenplatte, gibt es einen seit langer Zeit bekannten altslawischen Burgwall. Im Jahre 2022 fand hier der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Branko Werner einen wohl absichtlich vergrabenen Silberlöffel. Er hat eine Länge von 15,7 cm und ein Gewicht von 36,5 g (Abb. 1). Es handelt sich um ein außergewöhnlich schönes, teilweise vergoldetes Exemplar. Der grazil gedrehte Stiel endet in einer größeren Kugel, auf der eine kleine eichelförmige Applikation sitzt.

Abb. 2. Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Die Rückseite der Laffe mit dem Allianzwappen (Breite der Gravur: 21 mm), darüber die Meistermarke.Details anzeigen
Abb. 2. Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Die Rückseite der Laffe mit dem Allianzwappen (Breite der Gravur: 21 mm), darüber die Meistermarke.

Abb. 2. Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Die Rückseite der Laffe mit dem Allianzwappen (Breite der Gravur: 21 mm), darüber die Meistermarke.

Abb. 2. Quadenschönfeld, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Die Rückseite der Laffe mit dem Allianzwappen (Breite der Gravur: 21 mm), darüber die Meistermarke.

Auf der Rückseite der Laffe findet sich ein Allianzwappen (Abb. 2). Das linke zeigt einen mit drei Rosen belegten Schrägbalken und darüber die Initialen „H W“. Unter Berücksichtigung des anderen Wappens können diese als Hermann von Warburg aufgelöst werden. Es handelt sich um einen Vertreter des mecklenburgischen Uradels. Er ist ungefähr um 1530 geboren worden. Ab dem Jahre 1555 nahm er für einige Jahre an kriegerischen Auseinandersetzungen des mecklenburgischen Herzogs teil. Er hatte fünf Brüder, die ebenfalls dem Kriegswesen verpflichtet waren, aber verschiedensten Herren dienten. Aus dem Jahre 1567 gibt es einen Vergleich der Brüder, der zeigt, dass sie unter anderem in Quadenschönfeld, Ballin, Badresch, Gramelow, Warbende, Flatow, Stolpe und Koldenhof begütert waren. Die meisten dieser Orte liegen nahe dem Fundort des Silberlöffels, womit ein räumlicher Bezug zwischen dem Fundort und den Besitzern gegeben ist. Hermann von Warburg verstarb im Jahre 1608 oder 1609. Das rechte Wappen auf der Laffe zeigt ein Widderhorn, das unter anderem einen Zweig der Adelsfamilie von Glöden kennzeichnete. Die Initialen „M G“ können als Margaretha von Glöden aufgelöst werden. Sie wurde um 1560 geboren und heirate im späten 16. Jahrhundert Hermann von Warburg. In dieser Zeit dürfte der Silberlöffel entstanden sein. Das Ehepaar hatte sechs Söhne und eine Tochter. Über dem Allianzwappen ist eine schlichte Meistermarke mit den Initialen „C F“ angeordnet, die nicht gedeutet werden können.

Wie nun dieser wertvolle Löffel abseits der Wohnorte derer von Warburg in den Boden kam, ist fraglich. Ein zufälliger Verlustfund ist wohl nicht anzunehmen. War es das Versteck eines Diebes oder handelt es sich um einen absichtlich vergrabenen Wertgegenstand? Es ist bekannt, dass Schatzfunde gelegentlich neben vielen Münzen auch Silberlöffel enthalten. So gehören zu dem großen, kurz nach 1629 versteckten Münzschatz aus der Wollweberstraße 42 in Anklam, Lkr. Vorpommern-Greifswald, auch zwei reich verzierte Silberlöffel. Als Ursache und Vergrabungszeit des Löffels von Quadenschönfeld kommt der Dreißigjährige Krieg infrage. Ihn könnte Margaretha von Glöden, deren Sterbedatum nicht bekannt ist, oder eines ihrer Kinder versteckt haben. Weiterhin kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Löffel zu einem größeren, hier deponierten Schatz gehörte, der irgendwann fast vollständig gehoben worden ist, außer dem zuunterst, tief im anstehenden Boden deponierten Löffel. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen kann der mutmaßliche Schatz von dem Eigentümer bzw. den Eigentümern am Ende des Dreißigjährigen Krieges wieder ausgegraben worden sein oder er wurde von einem modernen Raubgräber mit Metalldetektor illegal entnommen.

Dr. Heiko Schäfer

Literatur:

H. Fries, Katalog. In: Anklam. Siedlung am Fluss. Eine über 1000-jährige Geschichte, S. 99–191. Anklam 2009.

J. G. Pistorius, Das Geschlecht von Warburg. Neubrandenburg 1790.

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